In Zeiten hochvernetzter Systeme sind präzise Zeitstempel nicht nur eine Frage der Genauigkeit – sie sind eine Voraussetzung für IT-Sicherheit, Prozesssteuerung und Datenkonsistenz. Doch beim Kauf eines Zeitservers lauern viele Fallstricke: Ein attraktiver Preis oder die angegebene Genauigkeit sagen noch lange nichts über die tatsächliche Eignung für Ihre IT-Infrastruktur aus. Entscheidend sind Protokollunterstützung, Schnittstellen – und zunehmend auch Sicherheitsaspekte.
1. Protokolle: NTP reicht nicht immer
Der Klassiker unter den Zeitprotokollen ist NTP (Network Time Protocol). Es ist weit verbreitet, leicht integrierbar und reicht für viele Anwendungen aus. Aber:
PTP (IEEE 1588) bietet in der Version 2 eine deutlich höhere Genauigkeit im Mikrosekundenbereich – wichtig für Anwendungen in der Energieverteilung, im Finanzbereich oder in der Industrieautomation.
IRIG (Inter-Range Instrumentation Group) ist in der Test- und Messumgebung sowie in Luft- und Raumfahrt nach wie vor Standard – es bietet robuste, modulare Zeitverteilung auch ohne Netzwerkanbindung.
Tipp: Überlegen Sie zuerst, welche Genauigkeit und Redundanz Ihr System wirklich braucht – und welches Protokoll das effizienteste dafür ist.
2. Anschlüsse: Flexibilität schlägt Überfluss
Ein guter Zeitserver muss nicht mit jeder denkbaren Schnittstelle ausgestattet sein – aber mit den richtigen:
RJ45/Ethernet für NTP/PTP ist Standard – idealerweise redundant.
Glasfaseranschlüsse (SFP, LC) für abhörsichere und verlustarme Signalverteilung.
BNC (für IRIG-B) oder serielle Ports (RS232/485) für Legacy-Systeme oder spezialisierte Anwendungen.
USB, Web-UI, SNMP – für einfache Konfiguration und Monitoring.
Tipp: Prüfen Sie, wie viele Netzwerke angebunden werden müssen (z. B. Management vs. Betrieb) – getrennte Netzwerkkarten erhöhen die Ausfallsicherheit und IT-Security.
3. Sicherheit: Die unterschätzte Schwachstelle
Zeitserver werden oft als „passive“ Geräte betrachtet – dabei sind sie ein zentrales Element der Netzwerkinfrastruktur. Manipulierte GNSS-Signale (Spoofing) oder ungeschützte Konfigurationsschnittstellen können die Zeitquelle kompromittieren und damit ganze Systeme aus dem Takt bringen.
✔ GNSS-Vorfilter und Interferenzdetektoren schützen vor gestörten oder gefälschten Satellitensignalen.
✔ Zugriffsmanagement mit Benutzerkonten und Berechtigungsstufen verhindert ungewollte oder unautorisierte Änderungen an Konfiguration und Firmware.
✔ Eine hochwertige interne Zeitquelle (z. B. OCXO oder Rubidium-Oszillator) erhöht die Resilienz bei GNSS-Ausfall.
✔ White Rabbit oder ein FO-Zeittransfer aus einem Zeitlabor bieten eine sehr hohe Genauigkeit unabhängig von GNSS.
Tipp: Fragen Sie gezielt nach Interferenzanalyse, internen Uhren mit Holdover-Funktion, Schnittstellen für sichere Konfiguration (z. B. verschlüsseltes Web-UI, SNMPv3 oder dedizierte Management-Ports) und resiliente Zeitquellen.
Fazit: Der passende Zeitserver ist kein Zufallsprodukt
Die Wahl des richtigen Zeitservers beginnt bei der Analyse Ihrer Anforderungen und endet bei einem durchdachten Sicherheitskonzept. Achten Sie auf:
Passende Protokolle
Redundante und kompatible Schnittstellen
Sicherheitsfunktionen gegen Manipulation und Ausfall
Wenn Sie Unterstützung bei der Auswahl benötigen, sprechen Sie mit unseren Spezialisten – wir helfen Ihnen, die optimale Lösung für Ihre Umgebung zu finden.